Junko Baba ist Meisterin der japanischen Kalligraphie, ihr Wissen gibt sie im 4. Bezirk an ihre Schüler weiter. Ihre eigenen Bilder stellt sie im September in der Josefstadt aus.
Junko Baba ist Meisterin der japanischen Kalligraphie, ihr Wissen gibt sie im 4. Bezirk an ihre Schüler weiter. Ihre eigenen Bilder stellt sie im September in der Josefstadt aus.
WIEDEN / JOSEFSTADT. Mit 26 Buchstaben haben wir es ja leicht. Jedenfalls, wenn man einen Vergleich mit Japan heranzieht. Dort gibt es nicht nur eine, sondern zunächst drei verschiedene Schriftarten und alleine "Kanji" (die Bildschrift) besteht aus unglaublichen 50.000 verschiedenen Zeichen. Weil aber nicht alles in der Bilderschrift geschrieben werden kann, hilft man sich im Alltag mit zwei weiteren Schriften: "Hiragana" und "Katakana", die jeweils 46 Zeichen umfassen.
Junko Baba beherrscht rund 2.500 der "Kanji" und ist damit im 7. Dan der japanischen Kalligraphie. Denn die Japanische Kalligraphie verwendet das gleiche Kyu/Dan (Anfänger/Master) Ranking-System, welches etwa auch beim Kampfsport Karate benutzt wird. In ihrem Atelier auf der Operngasse im 4. Bezirk gibt Junko Baba das Wissen, das seit Generationen in ihrer Familie existiert, an ihre Schüler weiter. Diese kämen aus unterschiedlichen Gründen wöchentlich in ihr Atelier, sagt Junko Baba. Zum Einen wäre da jene, die die japanische Sprache und Schrift aus professionellem Interesse lernen wollen - etwa Studierende der Japanologie.
Zum anderen kämen viele Künstler, die aus kreativen Gründen, den Umgang mit japanischen Pinseln lernen wollen. Und dann gibt es noch jene, für die die japanische Kalligraphie einen wichtigen Ausgleich zum hektischen Alltag darstellt. "Das ist fast wie Meditation. Die Leute kommen nach einem Tag im Büro, erzählen aufgeregt, was alles vorgefallen ist und nach einer Stunde Kalligraphie, sind sie ausgeglichen", so Junko Baba. Ob sie sich manchmal auch ein bisschen wie eine Psychotherapeutin fühlt? "Ja", so Junko Baba mit einem Lächeln.
Sängerin und Pianistin
Dabei mangelt es ihr nicht an beruflicher Expertise: Junko Baba ist nicht nur Meisterin der japanischen Kalligraphie, sondern auch ausgebildete Sängerin und Pianistin. Das war es auch, was sie ursprünglich von Tokyo nach Salzburg führte. Sie studierte am Mozarteum und war dann lange Zeit am Linzer Landestheater engagiert. Kalligraphie unterrichtete sie zu diesem Zeitpunkt "nur nebenbei". Nachdem die Nachfrage immer größer wurde, beschloss sie die musikalische Laufbahn zu beenden und fortan nur mehr Kalligraphie zu unterrichten.
Und zwar in Wien.
Sie betreibt das Atelier in der Operngasse seit dem Jahr 2012, derzeit bildet sie 20 Schüler aus. Deren Arbeiten werden jeweils am Monatsende nach Japan geschickt und dort von einer Jury bewertet. Die korrigierten Arbeiten - das passiert zwar nicht mit Rotstift, aber immerhin mit oranger Farbe - kommen dann nach Wien zurück und geben den Schülern Aufschluss über ihre Fortschritte.
Ihre eigenen Kunstwerke zeigt Junko Baba auch immer wieder in Ausstellungen – die nächste findet ab Anfang September im japanischen Restaurant "Sakai" (laut Junko Baba das beste der Stadt) in der Florianigasse 36 statt. Im Zentrum der Ausstellung wird vor allem Babas eigener Stil stehen.
Aber nicht nur im Schreiben kann man sich bei Junko Baba ausbilden lassen - sie gibt auch Nachhilfe in Japanischen Gepflogenheiten, etwa für Geschäftsleute. So sollte man zum Beispiel wissen, dass eine Visitenkarte stets mit beiden Händen überreicht wird oder dass es streng verboten ist, sich lautstark zu schnäuzten.
Redaktion: Theresa Aigner, Foto: Spitzauer Link zur Veröffentlichung
Junko Baba ist Lehrbeauftragte für Japanische Kalligraphie an der Universität Wien und Japan-Expertin. Ihre Leidenschaft: Shodō – der japanische Weg der Schreibkunst. Er verbindet Ruhe und Konzentration sowie Tradition mit Kreativität. Mehr zu Junko Baba: https://www.junko-baba.com
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